Die Sonderausstellung im Rot-Kreuz-Museum Beierfeld widmet sich Büchern. Für Besucher ist es eine Entdeckungsreise durch das 1895 Kilogramm schwere Archiv.
BEIERFELD. Eine Sonderausstellung bestehend nur aus Büchern? Aus Büchern, in denen die Besucher nicht einmal blättern dürfen, weil sie hinter den Vitrinen stehen? Kann das funktionieren? Mit dieser Neugier sollten die Gäste des Rot-Kreuz-Museums Beierfeld die Treppen zum kleinen Sonderausstellungsraum, der sich direkt unterm Dach befindet, in Angriff nehmen. Denn seit Samstag gibt es dort die Schau "Duftgemisch aus Druckerschwärze und Staub der Geschichte - Buchstabentöne" zu bestaunen. Dank der kreativen Wortschöpfung "Buchstabentöne" schafft es das Beierfelder Museum sogar bei der Google-Suche im Internet auf den Spitzenplatz der Ergebnisse.
Doch verdient die Schau, die Unbekanntes zwischen den Buchdeckeln zeigt, diesen Spitzenplatz auch wirklich? Die Antwort haben die Gäste der Eröffnungsveranstaltung sehr schnell gefunden, denn sie lautete: Ja. Vor allem dann, wenn man die kleine Sonderausstellung nicht allein besucht, sondern sich von einem Museumsmitarbeiter führen lässt.
"Die Ausstellung funktioniert wirklich am besten, wenn jemand von uns dabei ist und wir aus den Büchern erzählen können oder sie in ihrer Bedeutung einordnen", sagt Simone Uebe, die zum Museums-Team gehört. Konzipiert hat die Schau ihr Mann, der Leiter des Museums, André Uebe. "Er hatte vieles schon im Kopf fertig, als wir vor einem Jahr an die konkreten Planungen gegangen sind", berichtet Simone Uebe.
Insgesamt gehören nämlich 4974 Bücher und 5353 Zeitschriften zum Archiv des Museums. Diese bringen 1895 Kilogramm auf die Waage und sind in 325 Archivkartons verstaut. Nur ein Bruchteil dieser gesammelten Werke schaffte es letztendlich in die Ausstellung.
In einer Vitrine werden unter anderem das kleinste, das größte und das schmuckste Buch gezeigt. Eine andere Vitrine macht deutlich, wie groß während des Nationalsozialismus die Unterschiede zwischen Volksausgabe und Geschenkausgabe waren. Die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur ist ebenso ein Thema wie die verschiedenen Auflagen von Henry Dunant "Eine Erinnerung an Solferino". In Holland hatte André Uebe vor vielen Jahren eine Erstausgabe dieses Buches aus dem Jahr 1863 erworben. "Das ist das teuerste Buch unseres Museums", so Uebe zur Begrüßung. Den genauen Preis wollte er sich nicht entlocken lassen, nur so viel: "Ein höherer dreistelliger Betrag." Entdeckt hatte Uebe das Buch im Zentralverzeichnis Antiquarischer Bücher im Internet. "Ich habe dann Kontakt mit dem Verkäufer aufgenommen und einen etwas anderen Preis ausgehandelt", so der Museumsleiter, der ein großer Bücherwurm ist. Er sei hauptsächlich auf der Suche nach sächsischen Quellen, um auch seine Geschichtsforschungen voranzubringen.
Sehr gelungen ist in der Sonderschau auch das Diorama zum DRK-Suchdienst. In Lebensgröße zeigt dieses eine Frau mit Kind, die sich an den Suchdienst wenden, um zu erfahren, was mit dem Mann und Vater geschehen ist. "Allein in diesem Bereich, also beim Suchdienst, haben wir zirka 240 Bücher", sagt Uebe.
Interessant für den Betrachter ist auch die unterschiedliche Illustration in Ost und West. "Ich höre das immer wieder, was hattet ihr nur für schöne Bilder", sagt André Uebe.
Das Rot-Kreuz-Museum Beierfeld hat jeweils am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9 bis 17.30 Uhr und außerdem jeden ersten Samstag von 13 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Quelle: Freie Presse, Region Sachsen & die Welt